Rückblick: Nacht der offenen Kirchen
„Die trostlose Stille des Dichters und das Instrument der Engel“ Büchnerbühne und „Pospurtal“ präsentieren „Lenz“ als szenisches Spiel bei der Nacht der offenen Kirchen in der Lutherkirche
Nach vier Jahren Pause war es so weit. Zum vierten Mal luden 16 Innenstadtkirchen Anfang September endlich wieder zur ökumenischen „Nacht der offenen Kirchen“ ein und boten allen Interessierten vom frühen Abend bis Mitternacht ein abwechslungsreiches Programm an. Unter dem Motto „Kultur – Kirche – Kult“ hatten die Mainzer Gelegenheit, vier Stunden lang von Kirche zu Kirche ziehen und die vielfältigen Interpretationen dieses Mottos zu erleben. Ehrensache, dass die Lutherkirche nicht nur von ihrer erhabenen Position über der Altstadt auf das bunte Treiben hinabblickte, sondern erneut auch selbst ihre Türen öffnete und die Mainzer mit einem attraktiven Beitrag – und noch dazu mit einer echten Premiere! – an den Rand der Oberstadt lockte: In einer imposanten Gemeinschaftsleistung inszenierten die Büchnerbühne Riedstadt, unter der künstlerischen Leitung von Christian Suhr, und das rheinhessische Posaunenquartett Pospurtal, unter der Leitung von Thomas Keßler – vielen Gemeindemitgliedern bereits bestens bekannt als Kopf unserer „eigenen“ Bläser-Crew lutherBRASS –, eine Erzählung des gebürtigen Riedstädters Georg Büchner, die 1839 einst eigentlich unter dem Titel „Lenz“ veröffentlicht wurde.
An diesem Abend hieß es nun allerdings „Lenz und die Posaunen“ – denn in einer Uraufführung präsentierten die beiden Künstlergruppen das Stück über einen an der Welt und sich selbst verzweifelnden Dichter, der Rettung im Anschluss an eine dörfliche Glaubensgemeinschaft sucht. Eine wort- und klanggewaltige Neuinszenierung, bei der die Musik der Posaunen, das „Instrument der Engel“, einen aparten Gegenpol zur trostlosen Stille des einsamen Dichters bot. Diese reizvolle Fusion aus Schauspiel und Musik lockte trotz des regnerischen Abends schon zum zentralen Glockengeläut aller Kirchen zahlreiche neugierige Besucher nach Luther. Die waren mit Schirm und Regenjacke gewappnet, teils extra vom Hartenberg angereist, um bereits beim Auftakt des „Live-Hörspiels“, das an diesem Abend in vier Teilen mit Pausen gegeben wurde, dabei zu sein. Und auch die übrigen Kirchenwanderer, die an diesem Freitag bis Mitternacht von Ort zu Ort streiften, hatten zu jeder vollen Stunde die Möglichkeit, ein wenig Bühnenluft in sakraler Atmosphäre zu schnuppern und sich von eindringlichen Monologen begeistern und von reizvollen Posaunenarrangements ansprechen zu lassen.
Bei Weißwein und Brezeln genossen insgesamt gut 65 Besucher einen anregenden Abend in unserer Kirche. Die bot übrigens mithilfe von großflächigen Projektionen im gesamten Kirchenschiff eine prächtige Kulisse und dürfte sich manch einem sonntäglichen Kirchgänger von einer ganz neuen Seite gezeigt haben. So konnte nach einem gemeinsamen Nachtgebet das schöne Fazit gezogen werden, dass unser Beitrag zur Nacht der offenen Kirchen gut ankam. Er wurde als „beeindruckende Vorführung“ gelobt, die Lust auf mehr „Kultur – Kirche – Kult“ in Luther gemacht hat.
Diesem Wunsch wollen wir in Zukunft bei passender Gelegenheit immer wieder gerne nachkommen. Möchten Sie uns dabei unterstützen? Dann ein kleiner Tipp: Erwerben Sie beim nächsten Kirchgang oder Gemeindehausbesuch einfach gegen eine Spende unseren Luther-Fotokalender 2023 mit vielen schönen „Mainzer Stadtansichten“ rund um die Lutherkirche, die Pfarrer Hoffmann-Schaefer und einige Gemeindemitglieder fotografisch festgehalten haben. Alle Einnahmen fließen in die Finanzierung kultureller Veranstaltungen unserer Gemeinde.
Simone Siebert